Kreuzfahrt-Reiseberichte

Kreuzfahrt Nordlichttour -  2006

Reisebericht zur Nordlichttour mit der Lili Marleen

Fazit

Jetzt ein Fazit zu ziehen, wenn man weiß, daß es nicht mehr weitergeht, weil Holiday-Kreuzfahrten in der letzten Woche Insolvenz angemeldet hat, ist nicht so einfach.
Ich versuchte mir vorzustellen, ich wäre zum ersten Mal auf einem Kreuzfahrtschiff und war angenehm überrascht, als ich die Lili zum ersten Mal sah. Mir hat das Äußere schon mal gut gefallen. Auch innen war ich positiv überrascht, die Kabine war in Ordnung, die öffentlichen Räume präsentierten sich bis auf das Restaurant wirklich gut. Ich habe das dann doch verglichen und zwar mit dem einzigen älteren Schiff, auf dem wir gefahren sind, der Zenith im Jahr 2005 und dagegen hat die Lili super abgeschnitten.
Das Personal war nett und hilfsbereit und der gute Stern des Schiffes, Kreuzfahrtdirektor Andrej Belinskiy, hat es geschafft, die Mannschaft zu einem guten Team zusammen zu schweißen. Alle hatten so große Pläne, ich hätte mir deren Umsetzung gerne in einiger Zeit wieder angesehen, aber leider sollte es nicht sein und die Mannschaft wird nun in alle Himmelsrichtungen verteilt. Es wäre schön, wenn sich ein Reeder oder Veranstalter findet, der sich die Gelegenheit nicht entgehen läßt, dieses hervorragende Konzept des Entertainment- und Reiseleiterteams rund um Andrej Belinskiy zu übernehmen.
Ich hatte die Gelegenheit dabei zu sein, als Andrej und sein Showteam Geld für einen Kollegen sammelten, dessen Elternhaus auf den Philippinen abgebrannt war. Ich war auch dabei, als diesem junge, völlig verschüchterten Filipino mitgeteilt wurde, daß 1.000 Euro zusammengekommen sind und er das Geld an seine Familie schicken könne. Dieser junge Mann war dermaßen aus der Fassung, er weinte und bedankte sich, nicht nur bei Andrej Belinskiy, auch bei mir. Und dies war nicht die einzige Situation, ein anderer Mitarbeiter konnte von Kopenhagen nach Hause fliegen, um seine verstorbene Mutter zu beerdigen, auch dies wurde mit Spendengeldern finanziert. Es hat Passagiere gegeben, die den Sinn der Spendenaktionen angezweifelt haben, aber ich kann nur bestätigen, daß Andrej wirklich der soziale Chef ist, den sich viele Crews auf Schiffen nur wünschen können, der sich für alle sozialen Belange einsetzt und damit ein tolles Arbeitsklima schafft. Es waren 524 Passagiere an Bord und rund 300 Besatzungsmitglieder aus 24 Nationen. Vom Alter her war es sehr gemischt, auffallend waren die vielen Alleinreisenden, sicherlich bedingt durch den geringen Aufpreis. Ich habe keine unangenehmen Vorfälle, wie betrunkene Mitreisende bemerkt, habe relativ wenig Meckereien gehört. Allerdings habe ich viele Verfechter von kleinen Schiffseinheiten getroffen, die absolut auf ihrer Meinung - niemals ein größeres Schiff- beharrten, obwohl sie nie eins ausprobiert haben. Aber das soll nicht meine Sache sein.

Ich hätte die Lili Marleen gerne allen als Einsteigerschiff empfohlen, vor allem nach den geplanten Verbesserungen im Trockendock, aber nun ist am 24.9. ihr letzter Tag als Lili Marleen gekommen, was ich sehr bedauere. Ich habe auf ihr eine wunderschöne Woche verbracht, die ich sicherlich nie vergessen werde, auch dank der vielen netten Leute an Bord. Für alle hoffe ich, daß sie bald wieder auf einem Schiff anheuern können und man den einen oder anderen einmal wiedersieht.

© 2010 by Marita & Uwe Oppermann. Design by Uwe Oppermann.